✎ Kiara Willi, Lynn Stoll
«Es gab heikle Situationen, wo die innere Anspannung klar spürbar war.» Dies sagt der Polizist Stefan Otter, der seit 13 Jahren bei der Polizei arbeitet. In Wirklichkeit hat er einen anderen Namen, den wir aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Trotz der heiklen Situationen bereut Otter seine Berufswahl bis heute nicht.
Das Interesse am Beruf hatte er schon längere Zeit vorher. Die Ausbildung, sagt er, sei interessant, anspruchsvoll, und das Bewusstsein, jeden Tag eine andere Herausforderung wahrnehmen zu können, reizt ihn. Stefan Otter hat eine Ausbildung als Mechaniker gemacht. Später hatte er das Bedürfnis, sich weiterzuentwickeln. Aktuell ist er in der Funktion als Wachtchef-Bezirkschef-Stellvertreter tätig.
Auf die Frage, welches die schlimmste Situation war, die er je erlebte, konnte er aus Datenschutzgründen keine konkreten Angaben machen. Als besonders schlimm empfand er Einsätze, bei denen Kinder verletzt oder sogar getötet wurden. Zudem gehören Verhaftungen zu seinen Tätigkeiten.
Wenn jemand ins Gefängnis muss
Der Ablauf von der Festnahme bis ins Gefängnis ist gut strukturiert. Die Person wird nach der Anhaltung auf polizeirelevante Gegenstände untersucht, dadurch könne «grösstmögliche Transportsicherheit gewährt werden». Je nach Zustand muss zudem ein Arzt beigezogen werden, der die Hafterstehungsfähigkeit überprüfen und bestätigen muss.
Mittels klarer Kommunikation versucht die Polizei, allfällige Aggressionen des Gegenübers abzubauen. Um unangenehme Überraschungen zu vermeiden, fokussieren sich die Beamten auf den Auftrag und befassen sich im Vorfeld mit der betroffenen Person und ihrem Umfeld, sagt Otter.
Er ist froh, dass es Gefängnisse gibt, in denen von der Justiz verurteilte Personen untergebracht werden können. Dies dient aus seiner Sicht auch zentral dem Grundauftrag der Polizei «zur Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung im öffentlichen Raum». Mitleid mit den Insassen hat Otter eher nicht, da er findet, dass unser Justizsystem sehr bedacht mit Verurteilungen umgeht. Nachdenklich stimmt ihn aber manchmal, dass zum Beispiel jemand wegen einer 20-Franken-Busse, die er nicht bezahlen will, lieber einen Tag ins Gefängnis geht.
https://www.thunertagblatt.ch/hier-kommt-weihnachtsstimmung-auf-313390838402
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